Neues Kalender-Gitterwerk von Julia Jankowsky aus Lübeck:

Wenn Frau Holle aus Mangel an Schneeflocken
„Kamellen“ aus ihrem Kopfkissen schüttet...

Die 51. Auflage des Kalendariums stand unter ganz besonders guten Vorzeichen

Julia Jankowsky und ihre Buntstifte sind wieder eine wunderbare Symbiose eingegangen. Das beachtliche Ergebnis ist im neuen Kalendarium der 54-jährigen Diplom-Designerin aus Lübecks Künstlerviertel zu sehen. In ihrem neuen Atelier in der Glockengießerstraße 67 – ganz in der Nähe des Günter-Grass-Hauses – ist das kalendarische Gitterwerk für 2025 in verschiedenen Formaten entstanden. Und das bereits in der 51. Auflage. Geblieben ist nicht nur die bunte Vielfalt in der Darstellung der Ereignisse, sondern auch der hintergründige Schabernack, mit dem Julia Jankowsky die Betrachter immer wieder überrascht und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert – und das bei einem mit Frauenfußball-EM und Bundestagswahl relativ ruhigen Jahr.
Es stimmt tatsächlich: Julia Jankowsky und ihre Buntstifte sind schier untrennbar. So untrennbar, wie die Partnerschaft zu ihrem langjährigen Lebensgefährten Carsten. Fast 24 Jahre hat es gedauert, bis sie sich 2024 zur standesamtlichen Heirat trauten. „Ich wusste ja schon lange, dass Carsten es gern wollte“, schmunzelt Julia Jankowsky über „das Ende der wilden Jahre“ und ihren Antrag „am Rande eines sonntäglichen Frühstücks“. Sie fühle sich heute ausgesprochen gut bei dem Gedanken, Ehefrau ihres Ehemannes Carsten zu sein. „Damit ist nun das Lotterleben vorbei“, lacht die Diplom-Designerin und zeichnet weiter mit großer Begeisterung an ihrem Kalender.
In Fortsetzung der Arbeit ihres Vaters Günter († 2008) zeichnet Julia Jankowsky seit 2003 Jahr für Jahr ein satirisch-spitzfindiges Kalendarium. Es hängt vielerorts in Büros, an Küchentüren oder auch dekorativ in den Wohnzimmern der Nation. Über alle Jahre hinweg hat der Jankowsky-Kalender Konstanz: farbenfroh, künstlerisch wertvoll und immer einen überraschenden Spaß.
Im neuen Julender-Atelier in der Lübecker Glockengießerstraße 67 hat Julia Jankowsky wieder viele Wochen sorgfältig am Kalendarium für 2025 gezeichnet. Sie setzt ihre feinen Buntstifte an, wo sie ihren hintergründigen Humor geschickt platzieren kann, bringt die Mondwechsel unter, markiert die Sternzeichen und lässt den Betrachter die wirklich wichtigen Tage des Jahres nicht einfach an sich vorbeiziehen. Die Zeichnungen sorgen meistens für ein Schmunzeln, sie regen aber auch mal zum Nachdenken an. Einige kleine Fähnchen und Symbole auf der sich durch den Kalender ziehenden Landschaft haben privaten Charakter. Die schlechte Nachricht für schlaue Urlaubsplaner: so mancher Feiertag fällt 2025 auf ein Wochenende – Weihnachten läuft ideal.
Ein idyllisches, abgelegenes Haus im Schnee mit ausklingendem Feuerwerk eröffnet das neue Jahr im Januar, bevor der kleine Elefant aus der „Sendung mit der Maus“ an der großen blauen Torte zu seinem 50. Geburtstag nascht. Der Steinbock eröffnet im Januar den Reigen der Sternzeichen. Es schließt sich ein nachdenklicher – vielleicht androgyner – Wassermann an mit einem Blick auf eine Schneemann-Familie mit Schneemann, Schneefrau und Schneekind. „Unterm Regenschirm haben sie Angst vor den Auswirkungen der dramatischen Klimaveränderungen“, wird Julia Jankowsky ernst.
Frau Holle schüttet im übergreifenden Motiv Anfang Februar aus Ermangelung an Schneeflocken bunte „Kamelle“ in die im März folgende Narrenzeit. Nach der Kollision mit einem Verkehrszeichen hat sich der Wintersportler erst einmal erschöpft „auf Eis gelegt“ bevor das Bügeleisen die Zeit des Frühlings mit freigelegten blühenden Krokussen einläutet. Die aus anderen Motiven Julia Jankowskys bekannten Heringe zeigen den Beginn des Sternzeichens Fische, die sich augenscheinlich ziemlich zum Wassermann hingezogen fühlen.
Nach dem „Kamelle“-Regen im März feiert eine Frau den Internationalen Frauentag, nutzt den „Spiegel der Venus“ umgedreht auch tatsächlich als Spiegel – mit dem beliebten Tattoo als Zeichen für „Innere Stärke“ auf dem Pullover. Die lässt sich ein junger Mann auch beim Feudeln der Küche nicht nehmen. „Das geht bei mir mit lauter Musik tatsächlich auch am besten“, verrät Julia Jankowsky die Effektivität von Musik in der Küche. Der Widder macht einen Bocksprung über das geduldige Schaf. Ende März wird die Sommerzeit eingeläutet.
Der schon sommerlich mit Shirt, Short und Flip-Flops gekleidete Mann im April schützt sich mit einem Buch vor Regentropfen. „Eigentlich wollte er die ersten Sonnenstrahlen genießen“, bedauert ihn die Diplom-Designerin. Was haben Bananen und eine Trommel gemein? Eigentlich nichts. Aber im Jankowsky-Kalendarium stehen sie für den 50. Todestag von Josefine Baker („Banana Dance“) und den 10. Todestag von Schriftsteller Günter Grass („Blechtrommel“). Ostern streiken die Hühner und der Osterhase im Kalendarium gemeinsam. Der prächtig dekorierte und die Zunge ausstreckende Stier beendet den Monat.
Julia Jankowsky feiert den „Tag der Arbeit“ am 1. Mai mit einer verblichenen Nelke im roten Farbeimer – „in der stillen Hoffnung, dass die Blüte künftig wieder kräftiger leuchten mag“. Der Leuchtturm von Wittenbergen am Elbstrand von Hamburg läutet den Reigen der markanten Symbole norddeutscher Küstenkultur ein. Zum Muttertag gibt es neben einer Rose natürlich selbstgemachte „Mamalade“ – die blaue Schneeflocke auf dem Deckel symbolisiert den Beginn der Eisheiligen. Sportlich wird’s Mitte Mai mit Pilates im Jankowsky-Kalender. „Das Maßband an der Taille der Erschöpften deutet darauf hin, dass sie ihre Idealmaße noch nicht erreicht hat“, sagt Julia Jankowsky. Die Zwillinge machen sich über die Maibowle her und ein bekanntes Verkehrszeichen wird von Julia Jankowsky zum Hinweis auf Himmelfahrt entfremdet.
Im Juni weist ein Picknick-Korb auf einen bevorstehenden Pfingstausflug von Julia Jankowsky mit Ehemann Carsten hin. Wohin wird es gehen? Ein Geheimnis! Vielleicht treffen sie auf ein paar ausgerissene Nandus, die am Schaalsee seit 20 Jahren frei leben. Mit einem Wasserski-Spaß läutet sie den Sommer ein. Es passt zum Start der Kieler Woche, die eine Woche später schon wieder beim Ruderer mit dem Krebs am Boot endet. Im Juli startet die Frauen-EM – für die Schweiz als Gastland typisch durch den Anstoß mit einem Schweizer Käse, der am Ende der Wettkämpfe unter allen Mannschaften aufgeteilt wird. Dazwischen eine Erinnerung an das Live-Aid-Konzert vor 40 Jahren am Röhrenbildschirm und den 125. Geburtstag der Metro in Paris.
Der mit rosa Schleifchen auf dem Kopf verunstaltete und damit unglücklich dreinschauende Löwe eröffnet im kalendarischen Gitterwerk das gleichnamige Sternzeichen im August. Über die Darstellung des seltenen Pirols geht es sprichwörtlich ans Eingemachte. „Wir fahren aus unseren Hochbeeten die Ernte ein und bereiten uns davon ein leckeres Süppchen zu“, verrät Julia Jankowsky. Die Jungfrau leidet auch am Strand unter der Hitze des Sommers und fächert sich kühle Luft zu. Das nächste Leuchtfeuer steht in Stadersand an der Elbe.
Ein verliebtes Pärchen feiert Anfang September den weltweiten „Tag des Bartes“ und freut sich über einen bunten Friedensballon, der über sie hinwegfährt. Ein Tuba-Spieler eröffnet vor der Silhouette Münchens an Neumond das Oktoberfest. Wichtig wird es Ende September bei der Wahl zum Deutschen Bundestag mit dickem Stift und einem Schleifchen um die Wahlurne.
Der Oktober eröffnet mit einer Trilogie: Die Wippe steht als Symbol für das Sternzeichen Waage, der Kürbis für Erntedank und der Wipper sitzt am Tag der Deutschen Einheit auf einem beflaggten Balken. Ein heftiger Herbststurm zerzaust die Haare einer Frau und lässt ihren Schal auflösen und ein Heinzelmännchen sucht Schutz unter einem Pilz im Wald, bevor die Winterzeit von einem Skorpion eröffnet wird.
Anfang November eröffnet Julia Jankowsky mit einer Mond-Laterne die Laternenzeit. Danach gibt es einen liebevoll zubereiteten heißen Tee bis der Leuchtturm Rotes Kliff bei Kampen auf der Insel Sylt zu sehen ist. Danach geht Robin Hood als Schütze auf die Pirsch und wundert sich zum 1. Advent über einen „Helferling“ des Weihnachtsmannes, der die internationale Sprache mit Flaggen beherrscht.
Über die vier Adventssonntage wird bis in den Dezember hinein so das Wort „X-mas“ mit den Flaggen gezeigt. Kleine Kerzen, der herausgestellte Schuh für den Nikolaus, ein Schneemann und Geschenke sorgen für weihnachtliche Stimmung, bis der Weihnachtsmann und sein „Helferling“ auf dem Segelschiff mit Weihnachtsbaum im Schlepptau das Weite suchen – natürlich erst nach der Bescherung. Mit dem Streichholz entfachen die „Jankowskys“ zum Jahreswechsel gemeinsam ein kleines Feuerwerk mit einer bescheidenen „Wunderkerze“ und den Ausblick auf das neue Kalendarium für 2026.

Michael Kuhr, Eutin